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Ein Treffen zu diesem Anlass und vor allem bei dieser Entfernung benötigt eine gewisse Planungsphase. Also kauft man sich als erstes einen Reiseführer und beginnt zu lesen: „Dieses Land ist so schön, dass die Fremden selbst den Namen ihrer Heimat vergessen“, schrieb Apollinaris Sidonius, um 470 Bischof von Clermont.
Für den ersten Satz in einem Reiseführer klingt dies ja schon recht vielversprechend. Ich lese also weiter: Heute ist die Auvergne im französischen Zentralmassiv eine der letzten intakten Landschaften Europas. Geformt wurde diese Landschaft von Feuer und Wasser, von Vulkanen und Flüssen. Eine Reise in die Auvergne ist voller einmaliger Naturerlebnisse: völlig unberührte Flussläufe, Hügelhänge bewachsen mit Weinreben oder Sonnenblumen, kleine Dörfer aus grauem Stein. Offene, endlos weite Hochebenen, wo auf dürrem Gras rote Langhorn-Rinder weiden, Vulkankegel und Lavabuckel überzogen wie mit grünem Samt……
Schon als ich diese wenigen Sätze gelesen hatte war mir klar: Ein Renault 16-Treffen in der Auvergne bietet gleich zwei Mal, fahrzeugtechnisch und landschaftlich, einen Hochgenuss.
Die Vorbereitungsstrategien
Um einen Hinweg von fast 1000 km pannenfrei zu überstehen können sehr unterschiedlich sein: Markus Mosch beispielsweise erzählte uns in aller Ruhe, er hätte sein Fahrzeug zu seinem „Garagist“ gebracht. Fertig!
Peter Hemmers war diesbezüglich noch effektiver! Seine Methode hieß „Reinsetzen und Losfahren“! Auch fertig!
Zugegeben, die Neubefüllung der Kühlanlage und der Austausch der hinteren Stoßdämpfer in Kombination mit dem Wechsel der unteren und oberen Kugelbolzen an der Vorderachse waren meinerseits ein wenig übertrieben.
Auch die Art, wie unsere Fahrzeuge auf dieser langen Strecke bewegt wurden, erwies sich als gänzlich unterschiedlich und soll an zwei Beispielen kurz erläutert werden. Jens Engelmann bewegte seinen Urtyp in Rekordzeit aus dem Sauerland (Abfahrt 19.00 Uhr) bis nach Dijon (Ankunft 1.30 Uhr) in sechseinhalb Stunden. Dort traf er dann Dietrich, um mit ihm am nächsten Tag in Ruhe weiterzufahren. Die beiden machten noch schnell Station in Beaune, wo sie das weltberühmte „Hôtel Dieu“ (die Hospices de Beaune) besichtigten und sich ein paar Flaschen Burgunder zulegten.
Mein Urtyp wurde nie schneller als 90 km/h gefahren! Grund war der geplante Campingurlaub im Anschluss an das Treffen, und mir schien, wir hatten reichlich eingepackt!
Der Abend vor dem großen Treffen
Es war wie immer, wenn sich mehrere R 16 zusammenfinden, ein wunderbarer Anblick.
Am Hotel Campanile in Riom standen gegen Abend ein französischer und ein englischer Urtyp sowie sechs Autos aus unserem Club. Dazu gehörte Markus Mosch in Begleitung seiner Schwester Vreni, Peter Schönbächler mit Familie (beide aus der Schweiz), unsere Clubchefs Dietrich und Jens sowie Peter Hemmers und ich ebenfalls in Familienbegleitung. Nach der Begrüßung der R16-Freunde durch unseren Präsidenten ließen die Mitglieder den Abend gemeinschaftlich ausklingen.
Samstag, der Tag des großen Treffens
Es sollte ein langer, heißer und anstrengender Tag werden! Nach der pünktlichen Abfahrt um 7.45 Uhr unter der ortskundigen Führung unseres schweizerischen Mitgliedes Peter Schönbächler verfuhr sich der Konvoi nach ca. 300m aufgrund unübersichtlicher Beschreibung zum ersten Mal. Nachdem weitere 500m zurückgelegt waren, löste sich die R16-Schlange nun endgültig auf, um sich am Treffpunkt „Pré-Madame“ wiederzufinden.
Hier zeigte sich wieder einmal die gut vorbereitete und perfekt funktionierende Organisation der französischen Clubs. Zunächst wurden alle Fahrzeuge bei der Einfahrt auf den Platz begrüßt und nach einem erstelltem Muster eingewiesen.
Darauf erfolgte ein Einschreiben der Teilnehmer und die persönliche Begrüßung durch den Präsidenten Jean-Paul Brunet mit der Übergabe einer reichhaltig gefüllten Rallyetasche. Diese Taschen enthielten organisatorisch Notwendiges wie auch Gastfreundliches.
Zu nennen sind da eine Rallyeplakette, eine genaue Wegbeschreibung der bevorstehenden Tour in verschiedenen Sprachen und die Musik-CDs mit den verschiedensten Musikrichtungen. Besonders hervorzuheben ist die Flasche roten Weins mit einem speziell gedrucktem R16-Etikett (siehe hierzu auch das Editorial in diesem Heft). Für die „Kleinen“ in der Runde gab es eine Tüte mit allen möglichen Inhalten, die geeignet waren, die Zeit ein wenig kürzer erscheinen zu lassen (CDs, Renault-Radios/Taschenlampen, Bälle, etc.)
Der Platz füllte sich recht schnell mit 57 angereisten Renault 16 aus fünf Nationen. Diese setzten sich zusammen aus zwei englischen, zwei niederländischen, zwei schweizerischen, vier deutschen und 49 französischen R16!
Unser Clubmitglied Peter Hemmers stellte daher später stolz fest, dass der „Club 16 aus Allemagne“ ein Zehntel der teilnehmenden Autos stellte!
Um 10.00 Uhr begann der erste Punkt des Tages: eine Stadtrundführung durch die Stadt Riom. Das Städchen Riom, wehrhaft auf einem Hügel gelegen, zählt mit seiner fast unversehrt erhaltenen Altstadt sowie zwei beachtenswerten Museen zu den großen historischen Orten der Basse-Auvergne. Westlich beginnt mit Volvic (von dort kommt auch das gleichnamige Mineralwasser her) das auvergnatische Vulkanland, während sich im Osten die fruchtbare Limagne ausbreitet. Wie sich diese Stadt in den letzten 800 Jahren entwickelt hat und welche zeitgeschichtlichen Spuren uns diese Geschichte erzählen, wurde uns während der Führung deutlich. Die deutschsprachige Gruppe konnte sich dabei glücklich schätzen, unseren Präsidenten Jens bei sich zu haben. Dieser übersetzte auch die speziellen Feinheiten, die notwendig sind, um die Geschichte einer Stadt zu verdeutlichen.
Um 11.00 Uhr fuhren wir dann alle zusammen durch eine wunderbare Landschaft in das kleine Dorf Queuille (ca. 30km Fahrt) für ein gemeinsames Picknick im Grünen. Begrüßt wurden wir hier durch den Bürgermeister mit einer kurzen Ansprache, Snacks und kühlen Getränken. Diese waren auch notwendig, denn der Tag entwickelte sich zu einem der heißesten Tage des Jahres.
Einige von uns besuchten unweit unseres Picknickplatzes (oberhalb einer schönen Flußschleife) ein kleines, aber feines Schinkenmuseum. Hier konnten etliche Köstlichkeiten erworben werden. Dietrich beispielsweise kaufte sich eine sehr schmackhafte Salami. Dies bestätigte unser Hund, als Dietrich die Salami in Maulhöhe auf einer Bank liegen ließ. Und der muss es ja wissen!
Mittlerweile war es nun 14.30 Uhr und mindestens 36° Celsius heiß. Die Fahrt ging weiter zum Chateau Rocher in ca. 30 km Entfernung. Dort angekommen, besichtigten nur noch die wenigsten die sehenswerte Burgruine, denn die Temperatur war mittlerweile unerträglich. Hier noch einmal ein Lob an die Organisatoren. Es fuhr immer eine Estafette mit gekühltem Wasser hinterher, welches natürlich reißenden Absatz fand.
Meine Tochter Fabienne (acht Jahre alt) wollte schon immer an die Sendung mit der Maus schreiben, um sich etwas erklären zu lassen. Sie hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur noch keine konkrete Idee. Diese Idee entwickelte sich jedoch an diesem Tag, und so schrieb Sie an die Maus (s. o.).
Nach kurzen Aufenthalt wurde dann über einige Umwege durch eine traumhafte Landschaft die Rückfahrt angetreten. Peter Hemmers und meine Familie verließen hier den Konvoi, denn unsere Kinder waren nicht mehr gewillt, bei diesen Temperaturen weiterzufahren. Wir fuhren stattdessen zu einem Vulkansee, in dem man sich wunderbar abkühlen konnte.
Gegen 20.00 Uhr erfolgte die letzte Fahrt des Tages. Ziel war das Restaurant „Les Peytoux“ im 25 km entfernt gelegenen Blot-l`Eglise. Hier erwartete uns nach einer Fahrt durch erstaunlich schöne Landschaften ein Restaurant, das uns überraschte. In einem einsam stehenden, rustikal umgebauten Hof wurden uns ausschließlich auvergnatische Speisen serviert. Hier wurden bei einer würzigen Brühe mit Käse und Broteinlage, einem Kohlgericht, viel Käse und Salat die Flüssigkeitsverluste des Tages mit viel Wein und Wasser ausgeglichen. Aber auch die obligatorischen Technikgespräche und Photoalben ließen manchen R16-Hobbyschrauber, aber auch den einen oder anderen Profi staunen oder in Träumerei verfallen. Unser Mitglied Peter Schönbächler beispielsweise präsentierte uns die aufwendige und professionelle Restauration seines weißen 77er TX. Diese angenehme Atmosphäre nutzte unser Präsident Jens, um sich in allgemeiner Runde bei den Organisatoren des Treffens zu bedanken. Als kleine Anerkennung für die Einladung, aber auch für den recht guten Informationsaustausch der Clubs untereinander, überreichte er Jean-Paul Brunet und Jacky Bertin jeweils einen unserer R16 aus Glas. Und so ging dieser Abend wie man ihn sich wünscht zu Ende!
Am nächsten Morgen nahmen die verbleibenden vier 16er den letzten Tag unter die Räder. Die Familien Hemmers und Schmidt verabschiedeten sich in den weiterführenden Urlaub zu einem schönen Bergsee in der Nähe. So war es an Vreni und Markus Mosch, Dietrich und Jens, den Club würdevoll beim Ausklang zu vertreten. Noch schnell die notwendigen Wasserflaschen eingekauft, hofften alle, dass die schwerste Pyrenäenetappe der Tour de France, die an diesem Tag stattfindet, kein böses Omen würde… Herrliche Zypressenalleen später trafen die vier bei unseren französischen Freunden in Randan, ca. 40 km nördlich, auf dem Kirchplatz zur großen letzten Aufstellung aller Fahrzeuge ein.
Hier waren auch viele schöne Peugeots, Citroens (DS), ein Ford Vedette und sogar ein Panhard (!) zu bewundern. Als Allererstes wurden Jens und Dietrich von einem begeisterten Redakteur der französischen Zeitung „La Vie de l’Auto“ interviewt, der die deutsche Abordnung natürlich in seinem Bericht erwähnen wollte. Richtig fasziniert war er natürlich (mal wieder) nur von Dietrichs Wagen…
Nachdem man draußen alle Fahrzeuge bewundern und sich am Souvenirstand der Amicale mit R 16-Kleinigkeiten eindecken konnte, eröffnete die Amicale dort den Nachmittag mit einem Aperitif im Gemeindesaal. Auch einige Pokale waren aufgestellt. Zu unserer Überraschung und Freude ging der dritte und letzte davon (und nebenbei auch der größte) an den Club 16 – für den Club mit der größten geschlossenen Beteiligung! Doch damit nicht genug. Unsere Freunde hatten auch eine große Tombola vorbereitet, und der Club konnte vier wunderbare Geschenke mit nach Hause nehmen, darunter ein R16-Modell als Tour de France-Reporterfahrzeug.
Ein köstliches Mittagessen (Confit de Canard) an einem Tisch mit weiteren internationalen R 16-Freunden, viele herzliche Danksagungen an die Veranstalter und eine Eintragung im goldenen Buch der Amicale 16 später nahmen alle Club-16er schließlich in sengender Hitze in zwei Richtungen (Schweiz und Deutschland) die Straße unter die Räder, in wahrscheinlich kühlere Gefilde. Das Thermometer an der Apotheke zeigte 36° C!
Dietrichs und Jens‘ Rückfahrt führte dann über Vichy und Salons-sur-Saône, an weißen Charolais-Rindern vorbei und mit einer Übertragung der letzten Tour-de-France-Etappe im Radio im Ohr (natürlich zeitgemäß auf Mittelwelle). Hier Jens‘ Bericht dazu:
„Als wir über die A6 in Richtung Dijon fuhren, überkam uns eine leichte Wehmut, dieses Land nun so schnell wieder verlassen zu müssen. Wir grüßten die weltbekannten Weinorte im Burgund wie Gevrey-Chambertin und Nuits-St.-Georges im Vorbeifahren und stellten wieder mal fest, wie bequem sich doch im R 16 auch heute noch sehr lange Strecken überwinden lassen. Schließlich erreichen wir abends Nancy, die Stadt der Herzöge des Burgund, wo wir übernachten und vorher die schöne Fahrt bei einem Bierchen in einem der riesigen Straßencafés auf der herrlichen Place Stanislas in zauberhafter Beleuchtung ausklingen lassen. Der letzte Tag führte uns zuerst nach Luxemburg, hinter Trier verabschiedet sich auch der letzte französische Sender aus dem Radio, und Deutschland hat uns wieder. Durch die Vulkaneifel über Köln zischten wir dann endgültig nach Hause.“
Fazit: Der Reiseführer hatte Recht. Die Auvergne ist eine Reise wert! Wirklich!
Holger Schmidt & Jens Engelmann