Die Geschichte(n) im und um das Teilelager des Club 16
Text: Bernd Bianchi
Fotos: Bernd Bianchi, Jens Engelmann
Die Auflösung unseres Teilelagers auf dem Paeschhof in Geldern war für mich eine nicht nur sachliche Angelegenheit, sondern auch eine emotionale. Immerhin habe ich dort ca. zehn Jahre lang für den Club16 Teile herangeschafft und an meinen R16 geschraubt. Noch aufgewühlt durch diese Zäsur möchte ich Euch gern an den verschiedenen Erlebnissen beim Teilesuchen teilhaben lassen.
Teile, Teile, Teile …
Da habt ihr aber was angestellt, liebe Clubfreundinnen und -freunde, als Ihr Oliver Haarbusch aus Kassel und mich zu Eurem Vorstand gewählt habt!
Von Anfang an waren wir einer Meinung und unsere Vorstellung war, so viel R 16 – Teile wie möglich ins Clublager zu überführen.
Mittlerweile war der Club 16 e.V. in Oldtimerkreisen und im Internet bekannt geworden, und es meldeten sich ehemalige R16–Fahrer und Renault-Meister, weil sie noch Ersatzteile für unser fahrendes Wohnzimmer auf dem Dachboden liegen hatten.
So bin ich dann von Bremen bis München und von Venlo bis Berlin gefahren, um die R 16–Teile einzusammeln. Das Härteste waren zwei Fahrten nach Berlin–Brandenburg. Kurz nach der Öffnung der Grenze hatte mich ein ehemaliger R16–Besitzer kontaktiert. Er hatte zu DDR-Zeiten mit dem R16 einen privilegierten Westwagen gefahren und hatte wegen der schlechten Ersatzteilversorgung Fahrten in die Tschechoslowakei unternommen, um sich dort einzudecken. Oliver hatte sich einen Daimler-Benz LKW von 1960 ausgeliehen. Um Mitternacht blieben wir damit auf der Hinfahrt auf der Autobahn liegen. Nach einem Marsch von ca. einem Kilometer zur Tankstelle und zurück konnten wir dann doch unsere Fahrt fortsetzen. Als wir bei dem „Ehemaligen“ ankamen, haben wir die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. Im Hof stand eine grün-braune Rohkarosse, und alles, was zu dem Auto gehörte, war einzeln eingepackt. Zusammen mit den Nachbarn luden wir die Rohkarosse auf den LKW, den sich Oliver geliehen hatte. Dann wurde der Innenraum mit Teilen befüllt…
Ich bin ein zweites Mal mit einem großen Anhänger nach Berlin gefahren, um das Lager restlos in unseren Besitz zu überführen. Das ein oder andere Teil ist sozusagen „geseg-net“, denn ich bin mit dem Anhänger durch das Brandenburger Tor gefahren. Jetzt ist die Durchfahrt für PKW (jawohl, leider auch für R 16!) gesperrt …
Bei einem weiteren Beutezug nach Bremen bin ich kurz nach der Auffahrt auf die Autobahn von einem superschnellen, superjungen Golf–Fahrer angetitscht worden. Er hatte wohl nicht mit meiner geringen Geschwindigkeit gerechnet und musste zwecks Vermeidung eines Auffahrunfalls seinen PKW so stark abbremsen, dass die Reifen qualmten. Ich sah alles im Rückspiegel und habe nur gebetet! Aber es ging noch einmal gut. Am Anhänger war ein Blinker beschädigt. Das ließ sich leicht reparieren und ich konnte meine Fahrt fortsetzen.
Die Polizei war stets dabei !
Eine andere Fahrt führte mich über Frankfurt nach München. Auf der Fahrt in den Süden habe ich lustig die langsameren PKW überholt, bis ich plötzlich selbst überholt wurde und eine Kelle gewunken kam. Den Videofilm über meine Fahrweise habe ich interessiert angeschaut. Ich hatte wirklich nicht bemerkt, dass für PKW mit Anhänger ein Überholverbot bestand. Als es dann an die Angaben meiner Personalien ging und wir zum Beruf kamen, habe ich mich als Kollege zuerkennen gegeben. Die Sache wurde dann an Ort und Stelle eingestellt. Weil der Schutzmann so nett war, habe ich ihm ein R16-Modell geschenkt.
Im Laufe der Zeit füllte sich so meine Garage auf Schloss Haag, wo ich damals gewohnt hatte. Weil aber leider ein Golfclub unsere schönen Räumlichkeiten in Anspruch nahm, wurde mein Mietvertrag nicht verlängert. Mein Vermieter, Graf Wolter von und zu Hoensbroech (†) hatte aber ein Mitleid mit meiner Sammel- und Oldtimerleidenschaft und überließ mir kostenlos die Euch bekannte Scheune auf dem Paeschhof.
Auch sie füllte sich zusehends. Es stellte sich im Laufe der Zeit jedoch heraus, dass der Scheunenboden nicht der richtige Ort für eine artgerechte Lagerung von Oldtimerteilen ist. Immer mehr rieselte der Dreck vom unisolierten Scheunendach herunter und die Feuchtigkeit fraß sich zwischen die Folien. So war es nur richtig, eine neue Bleibe für die Teile zu suchen…
Zum Abschluss ein Freibier !
Nach der Aufräumaktion waren wir bei Peter Hemmers und seiner Familie noch lecker grillen. Michael Staack und Dietrich Wenner wollten in Geldern übernachten. Als wir in der Pension anfragten, wie spät wir denn spätestens ankommen müssten, erklärte uns der Hauswirt, dass es egal sei, weil er gerade eine geschlossene Gesellschaft habe.
Es stellte sich heraus, dass er seinen 50. Geburtstag feierte. Er lud uns alle zum Freibier ein. Das war ein schöner Abschluss einer erfolgreichen Aktion!
Bernd Bianchi