Wir über uns: Steffen Gutzmann |
Mein R 16 ist ein TX Automatic (R 1156) mit Historischem Kennzeichen, da er 1964 erstmalig zugelassen wurde. Das wirft natürlich die Frage auf “Weiß der eigentlich, von was er redet?“. Ja, das weiß ich – deswegen möchte ich euch auch diese Geschichte von und über meinen kleinen Liebling erzählen.
Also fange ich am besten von ganz vorne an, um alles klarzustellen. Es ist ein Renault 16 TX Automatic und Baujahr 1975 (das heißt einer der ersten TX Automatic), original französisches Modell mit fast allen erdenklichen Extras, die so ein R 16 hatte — ihm fehlen nur die Klimaanlage, das Leder und die Scheinwerferwaschanlage, sonst hat er alles.
Im Jahr 1975 kaufte ihn ein Pariser Fleischgroßhändler als Neuwagen und fuhr mit ihm noch im selben Jahr in die Deutsche Demokratische Republik, wahrscheinlich aus geschäftlichen Gründen. In der DDR, im schönen Sachsenland, gleich in der Nähe, wo das Clubtreffen 2001 war, verunfallte der Fleischgroßhändler und der R16 war leider ein Totalschaden.
Durch diesen Unfall war es einem Dipl.-Ingenieur und treuen Bürger der DDR möglich, diesen R16 zu kaufen, da der Fleischgroßhändler zum Glück nur verletzt war und der R16 ja leider ein Totalschaden war. Denn zu dieser Zeit waren in der DDR alle Fahrzeuge aus dem “kapitalistischen Ausland“ mit 1.6 Liter-Motoren verboten, da dieses Segment von den sozialistischen Bruderländern abgedeckt wurde. Also konnte man in der DDR keinen R16 kaufen. Demzufolge war der Ingenieur gezwungen, den R16 als einen R8 zu zulassen, um für dieses Fahrzeug eine Genehmigung und Ersatzteile zu bekommen.
Der Fahrzeugbrief des R8 ist von 1964, deswegen auch die Erstzulassung des R16 im Jahre 1964. Da die Bürger der DDR schon immer Bastler und Tüftler waren und auch sein mussten, baute er den R16 also wieder auf. Dazu besorgte er sich die Ersatzteile aus der Tschechoslowakischen Republik, denn dort gab es die Marke Renault zu kaufen, demzufolge auch den R16. Die Teile führte er dann als R8- Ersatzteile in die DDR ein, um sie zum Wiederaufbau zu verwenden.
Im Jahr 1980 war das Werk vollbracht und der R16 konnte wieder angemeldet werden, und zwar als „Renault 8 mit Karosseriewechsel“. 1982 wurde dann noch der Motor umgeschrieben, denn das Umschreiben von Karosseriewechsel und Motorenwechsel war in der DDR möglich, auch wenn es nicht immer gerne gesehen wurde. Aber da es keinen TÜV gab, war es nicht abnahmepflichtig und deshalb teilweise lockerer als heutzutage. Bis 1990 fuhr er ihn mit größter Sorgfalt und Pflege, bis dann leider auch für den R16 die Wende kam, denn ab da fuhr ihn seine Frau bis ca. 1992. Das geschah aus dem Grund, weil man ihm nachsagte: “Du kannst Dir wohl auch kein besseres Auto kaufen?“.
Leider ließ sich der Ingenieur davon zu stark leiten und legte sich ein neueres Auto zu. Die Frau des Ingenieurs ging leider mit dem R16 nicht so pfleglich und sorgsam um wie der Ingenieur selber, er schien aber darauf auch nicht besonders zu achten, denn es kamen kleinere und etwas größere Schäden, die man bis heute noch teilweise entdecken kann. Aber zum Glück für den lieben Wagen fuhr sie ihn nur zwei Jahre und ab da stand er in der Garage und wartete dort mit einmal Anlassen pro Jahr bis Oktober 1997.
Zu diesem Zeitpunkt setzte ihn der Ingenieur zum Verkauf in die Zeitung “Der Heisse Draht“ – für 1000,- DM. Als ich die Anzeige las, dachte ich “das kann ja nichts besonderes sein — oder es ist ein Druckfehler„. Da ich aber schon lange Renault-Fan bin und schon seit 1994 (meinem ersten Paris-Besuch) einen R16 haben wollte und es bisher für unerreichbar hielt, fuhr ich mit einem Freund sofort nach Absprache mit dem Ingenieur dorthin, um den R16 zu besichtigen. Mit großem Erstaunen stellten wir fest, daß nur ein Scheinwerfer nicht passte, da er rund war und daß die Schweller durchrostet waren, ansonsten schien er prima und war somit sofort gekauft.
Erst 1998 konnte ich beginnen, etwas am R16 zu machen, weil ich ab Ende 1997 Mitglied im Club 16 e.V.. wurde. Das erste, was wir am R16 machten, war das Wechseln der durchrosteten Seitenschweller in Kassel bei Oliver Haarbusch, weiterhin wurden andere Durchrostungen entfernt wie z.B. am Fahrereinstieg. Als krönenden Abschluss bekam er noch eine neue Hohlraumversiegelung. Danach wurde er noch leicht technisch überholt und neu angemeldet, er fährt also seit Spätsommer 1998 wieder und macht trotz alledem weiter in seiner unglaublichen Geschichte. Im Jahr 2001 wollte ich, daß er ein H-Kennzeichen bekommt, also ab zur DEKRA und ein Oldie-Gutachten machen, kein Problem – und seitdem ist er ein offizieller Oldtimer.
Da ich den R16 aber nur ca. 6 Monate im Jahr, also während des schönen Wetters, fahre, dachte ich noch dazu an ein Saisonkennzeichen, welches ich auch bekam, leider nur für zwei Wochen. Das Finanzamt bemerkte, daß Saisonkennzeichen und HKennzeichen zusammen nicht zulässig sind, da beides Untergruppen des normalen Kennzeichens sind. Das hieß konkret, daß das Kennzeichen getauscht werden musste, natürlich für mich kostenfrei, da es ja nicht mein Fehler war.
So ist der derzeitige Stand der Dinge und die kleine Geschichte von meinem R16 wird voraussichtlich weiter geschrieben, in der Hoffnung, daß sie so aufregend bleibt!
Euer Steffen
Steffen Gutzmann, Januar 2005